
Teil: Aufbruch in die Veränderung – Eine Reise durch Wandel, Impulse und Geschichten
Veränderung ist allgegenwärtig. Sie zeigt sich in den kleinen Momenten des Alltags genauso wie in den großen Wendepunkten des Lebens. In dieser Blogartikelreihe möchte ich den Prozess der Veränderung näher beleuchten – durch Bilder, Geschichten, Impulse, persönliche Erfahrungen und wissenschaftliche Erkenntnisse. Dieser Artikel markiert den Anfang.
Es beginnt mit dem Leben – mit einem offenen Blick, mit Wahrnehmen und Zuhören.
Immer wieder höre ich von Menschen Sätze wie: „Wandel gehört zum Leben.“, „Man muss sich auf Veränderung einlassen.“, „Transformation ist heute notwendiger denn je.“
Diese Aussagen tragen sicherlich ihre Wahrheit in sich.
Und doch – wenn ich genau hinhöre, entstehen in mir lebendige Bilder. Bilder von Unsicherheit und Aufbruch, von Abschied und Neubeginn. Veränderung ist weit mehr als nur ein Wort. Sie spricht den ganzen Menschen an – seine Licht- und Schattenseiten, seine Lebensenergie, seine Persönlichkeit, seine Sinnerfahrungen, seinen Körper, seine Gefühle und Gedanken.
Veränderung zeigt sich in tausend Facetten:
Unsere Kinder sind ausgezogen – es ist still im Haus.
Ich habe einen großartigen neuen Job in einer aufregenden Stadt.
Das letzte Blatt fällt vom Baum.
Mein Hund ist gestorben – ich sehe ihn überall.
Sparmaßnahmen – wir müssen den Gürtel enger schnallen.
Mehr Arbeit für den gleichen Lohn.
Die demenzkranke Mutter nennt ihre Tochter Mama.
Oh, ich freue mich! Meine dreimonatige Reise beginnt – nur ich, der Camper, die Freiheit.
Meine Partnerin hat sich in einen anderen Mann verliebt.
Vollmond.
Gendern zerstört die schöne deutsche Sprache.
Ich verliere meine Führungsposition wegen Umstrukturierungen.
Der Firmensitz zieht in eine andere Stadt – Familie mitnehmen? Wochenend-Vater?
Ich wurde befördert – endlich wurden meine Führungsqualitäten erkannt.
Die Blüten sprießen.
Diagnose Brustkrebs.
Die Wohngruppe wird vergrößert – unser Angebot erhält viel Zuspruch.
Seit drei Monaten gehe ich joggen.
Die Sonne geht auf.
Faulige Äpfel liegen auf dem Boden.
Der letzte Milchzahn meines Sohnes ist ausgefallen.
Wir alle beobachten, dass manche Menschen Veränderungen mit erstaunlicher Leichtigkeit annehmen, sich mühelos an neue Situationen anpassen und sogar Begeisterung dafür entwickeln. Andere hingegen tun sich deutlich schwerer damit. Doch woran liegt das?
Der Hirnforscher Gerhard Roth beschreibt in seinem Buch, dass verschiedene Faktoren unsere Fähigkeit zur Veränderung beeinflussen. Dazu gehören genetische Voraussetzungen, epigenetische Einflüsse wie die vorgeburtliche Umgebung (etwa ein hoher Cortisolspiegel im mütterlichen Körper), sowie frühe Bindungserfahrungen und das Fürsorgeverhalten der primären Bezugspersonen (die Arbeiten von John Bowlby und Mary Ainsworth). Kurz gesagt: Unsere Persönlichkeit spielt eine entscheidende Rolle.
Change Management mit Leben füllen: Der Versuch, Ehrlichkeit zu integrieren
Gerade deshalb ist es für Führungskräfte essenziell, ein tiefgehendes Verständnis der Persönlichkeitspsychologie zu entwickeln. Denn der Erfolg von Veränderungsprozessen hängt maßgeblich von der Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden ab. Schätzungen zufolge sind rund 80 % der letzten Veränderungsprozesse in Wirtschaft und Verwaltung gescheitert – häufig aufgrund der Dynamik in diesen Beziehungen (vgl. Roth, 2019). „Der Begriff "Change Management" wirkt zunehmend veraltet, und immer häufiger begegnet man dem Begriff "People Management", bei dem die Beziehungsarbeit im Vordergrund steht. Die Ergänzung von People Management scheint sinnvoll: People Management umfasst drei zentrale Aspekte: 1. ein langfristiger und ganzheitlicher Ansatz, 2. die Einbindung aller Betroffenen und 3. die Befähigung zur Selbsthilfe.
Als Dozentin für Change Management im sozialen und sozialmedizinischen Bereich ist es mein Ziel, diesem Begriff neues Leben einzuhauchen und ihn greifbar zu machen. Im Mittelpunkt steht die Psychologie der Veränderung: Wie können Veränderungen, die beispielsweise von der Geschäftsleitung initiiert werden, konstruktiv begleitet werden?. Es geht darum, gemeinsam nach dem zu suchen, was verbindet, und gleichzeitig das zu klären, was trennt. Und sich auf einen Prozess einzulassen – was machen wir daraus?
Und warum finden Argumente nicht immer Resonanz? Ein anschauliches Beispiel aus dem Alltag von Teamleiter:innen: In unsicheren Zeiten sind sie unmittelbar mit den Sorgen und Bedürfnissen ihres Teams konfrontiert. Unterschiedliche Interessen prallen aufeinander, Konflikte entstehen, und sie stehen in direktem Kontakt mit der Unsicherheit der Menschen, die sie führen.
In den kommenden Blogartikeln werde ich darauf eingehen, wie ich Persönlichkeitspsychologie in meine Arbeit integriere. Doch bevor wir in die Praxis eintauchen, möchte ich zunächst den Boden für diese Themen bereiten.
Die neue Chefin tut gut – sie ist klar und gleichzeitig wertschätzend.
Die Blätter verfärben sich, leuchten in Rot und Gold.
Wir dürfen den guten Kaffeeautomaten in der anderen Abteilung nicht mehr benutzen – ohne Begründung.
Innerhalb von 27 Jahren ist die weltweite Biomasse der Insekten um 76 Prozent zurückgegangen.
Ein Altersfleck auf meiner Hand.
Ich mag heute Rosenkohl – früher fand ich ihn furchtbar.
Unser Standort für Autozubehör schließt – aber in der Pflege suchen sie dringend Personal.
Russische Panzer schießen auf unsere Stadt.
Mein kleiner Bruder heiratet nächste Woche.
Veränderung ist überall. Sie kann laut oder leise sein, schmerzhaft oder freudvoll. Manche Veränderungen sind selbstbestimmt, andere werden uns auferlegt. Sie kennzeichnen Anfänge, Zwischenräume und Abschlüsse – und oft geschieht all das gleichzeitig.
Manche treffen uns mit voller Wucht, andere streifen uns nur flüchtig. Einige schenken Hoffnung, andere reißen uns den Boden unter den Füßen weg. Manche lassen uns sprachlos zurück. Und doch – sie alle sind Teil des Lebens.
Was heute besonders spürbar ist, ist die Gleichzeitigkeit und Geschwindigkeit, mit der Veränderungen auf uns einprasseln. Der unaufhörliche Informationsfluss hält uns in einem ständigen Strom des Wandels. Ja, Veränderung gehört zum natürlichen Kreislauf des Lebens – doch immer häufiger fehlt uns die Zeit, sie wirklich zu begreifen und zu verarbeiten.
Deswegen möchte ich mir bewusst Zeit nehmen für diese Blogartikelreihe, verschiedene Betrachtungsweisen einfließen lassen und den Inhalt sorgfältig aufbauen. Es ist mir wichtig, keine oberflächlichen Gedanken niederzuschreiben, sondern dem Leser, der Leserin Raum zu geben – Raum für Reflexion, zum Nachdenken und zum Mut, Neues auszuprobieren. Bildung soll dabei nicht nur als reine Wissensvermittlung verstanden werden, sondern als ein Prozess, der das Reifen des Menschseins in den Mittelpunkt stellt.
Bin neugierig:
Wo spürst du Veränderung in deinem Leben und wie gehst du damit um?
Reihst du dich eher zu den Dynamischen, den Ehrgeizigen, den Innovativen oder zu den Stabilen, den Feinfühligen, den Gewissenhaften?
Welche Veränderungen hast du gut meistern können, und welche haben dich innerlich zerzaust, ohnmächtig oder unsicher gemacht?
Gibt es Veränderungen in deinem Leben, die du erst im Rückblick als wertvoll und bedeutungsvoll erkannt hast, obwohl sie zu dem Zeitpunkt schwerfällig oder schmerzhaft waren?
Herzliche Grüsse,
Daniela Britzelmayr
Nächste Etappe: „Wie kann uns die Persönlichkeitspsychologie dabei helfen, Veränderungen besser zu verstehen und zu meistern – und warum sollten wir dabei vermeiden, in starren Kategorien zu denken? Und welche Rolle spielt eigentlich die Gesundheit in diesem Prozess?“
Quelle:
Gerhard Roth, Warum ist es so schwierig ist, sich und andere zu ändern, 2019, Klett.Cotta
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